Leiten und Beraten-Jubiläum: Interview mit Andy Riedel

Im Oktober startet der 20. Lehrgang unserer Weiterbildung Leiten und Beraten von Gruppen und Teams. Anlässlich dieses Jubiläums sprechen wir mit einer kleinen Auswahl der bisherigen 360 Absolvent:innen. Heute sprechen wir mit Andy Riedel, Leitung der Kreisdiakoniestelle, aus dem Lehrgang 13 (2010 bis 2012).

Wie siehst Du den Lehrgang und seine Wirkungen aus dem Abstand von heute? 

Der Lehrgang „Leiten und Beraten von Gruppen“ war für mich ursprünglich zunächst „nur“ ein Baustein für die Ausbildung zum Supervisor. Rückblickend hat er für mich allerdings auch eine wertvolle eigenständige Bedeutung erlangt. Anfangs war es mir vor allem wichtig, Dynamiken von und in Gruppen besser verstehen zu lernen. Mehr und mehr kam ich dann an den Punkt, mir eigenes Eingreifen und Gestalten stärker zuzutrauen und mich nicht nur aktiver, sondern auch bewusster einzubringen.

Mein Wunsch, eigene Muster und Strategien besser zu erkennen, mich irritieren zu lassen und mich verändert ausrichten zu können, hat sich erfüllt.

Wie ist Dir das Konzept des Lehrgangs in Erinnerung, gab es was Besonderes - im Guten, wie im Schlechten?

Das Rotieren der Modulleiter:innen fand ich anfangs befremdlich. Ich wollte mit Beginn der Ausbildung gern wissen, mit wem ich es zu tun bekomme. Letztendlich gelang das Übergeben des Staffelstabes von Modul zu Modul aber immer so, dass der Kurs als geschlossenes Ganzes sehr gut funktionierte. Persönlich habe ich die gruppendynamischen Trainings bevorzugt. Während die Workshops schwerpunktmäßig Methodenwissen vermittelten, waren vor allem die Trainings für meine eigene Persönlichkeitsbildung wirklich bereichernd!

Hatte die Weiterbildung Auswirkungen auf Dein berufliches Handeln? Und wenn ja, welche? 

Als ich mich in den letzten Zügen der Weiterbildung befand, wurde mir eine Leitungsposition mit umfangreicher Personalverantwortung angetragen. Den Impuls, mich dafür nicht hinreichend qualifiziert zu fühlen, konnte ich schnell ablegen. Ich wusste, dass ich nun gutes Handwerkszeug hatte und neben fachlicher und personeller Fähigkeiten tatsächlich auch für Leitung an sich gut ausgebildet bin – und das in einer eigenen Qualität. In den folgenden Jahren hatte ich immer wieder auch herausfordernde und teils schwere Entscheidungen zu treffen. Ob ich darin gut war oder nicht, müssen andere entscheiden. In jedem Fall konnte ich jedoch deutlich vermitteln, warum ich zu ebenjener Entscheidung kam. Das hat mir enorme Handlungssicherheit gegeben und war oftmals entlastend für mich und für andere. Es fällt mir bis heute sehr viel leichter, mich nicht in Beziehungsdynamiken verwickeln zu lassen, welche die Entscheidungsfindung trüben.

Welchen Platz nimmt der Lehrgang in Deiner Weiterbildungsbiographie ein?

Ich habe u.a. noch eine sozialtherapeutische Zusatzausbildung absolviert. Je nach Kontext ringen beide Lehrgänge in meiner Weiterbildungsbiografie um Platz 1. Manchmal teilen sie sich rein. In jedem Fall ergänzen sie sich hervorragend.

Gibt es Erinnerungen, die Du gerne teilst? 

Die Kurseinheiten selbst, aber auch gemeinsame Zeit in den Pausen und an den Abenden führen unweigerlich zu guten und freundschaftlichen Beziehungen. Da ist manch Wertvolles entstanden, das auch nachwirkt. Und das offene Plenum in der Abendeinheit: von vielen verflucht, von mir geliebt … 🙂