Leiten und Beraten-Jubiläum: Interview mit Marit Höppner

Im Oktober startet der 20. Lehrgang unserer Weiterbildung Leiten und Beraten von Gruppen und Teams. Anlässlich dieses Jubiläums sprechen wir mit einer kleinen Auswahl der bisherigen 360 Absolvent:innen.

Heute sprechen wir mit Marit Höppner aus dem Lehrgang 12 (2008 bis 2010), die seit zwei Jahrzehnten Entwicklungs- und Veränderungsarbeit in führenden, nationalen und internationalen Unternehmen durchführt.

Wie siehst Du den Lehrgang und seine Wirkungen aus dem Abstand von heute?

Ich war zu Beginn des Lehrgangs Leiten und Beraten von Gruppen 34 Jahre alt und hatte den Wunsch, für meine Arbeit mit Gruppen im Bereich der Erwachsenenbildung meiner pädagogischen Ausbildung fundiertes Wissen über das Funktionieren von Gruppen hinzuzufügen. Ich hatte, geprägt durch mein linguistisches Studium und den Schwerpunkt Sprachen vorzugsweise Erfahrungen mit multikulturellen Gruppen gemacht, die mir zeigten, dass es Mechanismen in Gruppen gibt, die bis dahin weit außerhalb meines Verständnisses und somit auch meiner Einflussmöglichkeiten lagen.

Soviel zum Hintergrund. Aus heutiger Sicht nenne ich diese zwei Jahre immer wieder als Meilenstein in meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung, und explizit beides, da in meinem Berufsfeld, wie man so schön sagt, die Persönlichkeit gleichzeitig das Hauptinstrument im Umgang mit Teams, Gruppen und generell allen zu Beratenden darstellt.

Wie ist Dir das Konzept des Lehrgangs in Erinnerung, gab es was Besonderes - im Guten, wie im Schlechten?

Das Konzept kann ich gern und ohne dazu gedrängt zu werden, als einzigartig beschreiben. Es wirkte auf mich von Anfang an so durchdacht und gut gesteuert (bei aller Selbststeuerung, die von uns abgefordert wurde), dass ich mich gut auf alle Herausforderungen einlassen konnte. Besonders in Erinnerung ist mir der organische Aufbau des Lehrgangs, so dass alle Phasen und Themen von Findungsprozessen über Kontrakt, Familiendynamik, Arbeits- und Abschlussphasen analog zum eigenen Gruppenerleben in Theorie und Praxis für mich gut erlebbar waren. Der Spannungsbogen hielt sich durch parallele Aufgaben und Kleigruppenarbeit in der Intervision, aber auch durch wechselnde Supervidierende und Beratende von TOPS e.V. . Das hat mir insofern geholfen, als dass es Unterschiede im Umgang mit Situationen und Themen deutlich machte, und Interventionen so oder so sein können, auch geprägt vom jeweiligen Arbeitsschwerpunkt und Hintergrund.

Für mich war es übrigens auch hilfreich, durch die lange Anreise Zeit zum Ankommen und später wieder Zurückreisen in die „normale Welt“ zu haben, Zeit zum sich Einlassen und danach zum Reflektieren und wieder Auftauchen. Das abgeschiedene Haus ohne Fernsehen und Kommerz, dafür mit angenehm zurückhaltender Herzlichkeit und toller Versorgung tat mir sehr gut.

Hatte die Weiterbildung Auswirkungen auf Dein berufliches Handeln? Und wenn ja, welche?

Leiten und Beraten hat mir Mut gemacht, meine Intuition zu nutzen, Gruppen an ihr Potential zu führen, Teams durch die Auseinandersetzung mit ihren wirklichen Themen zu leiten, Selbststeuerung zu initiieren, zuzulassen, zu fordern, Irritationen ihren Raum zu lassen und vieles mehr. Gelassenheit, Selbstvertrauen (und bei Zweifel daran Selbstklärung) und Geduld sind sicher die drei Dinge, die ich in großem Umfang aus diesem Lehrgang mitgenommen habe.

Einige Schlüsselsituationen und -sätze, vor allem von Ausbildungskolleginnen und -kollegen sind mir immer wieder präsent und ich kann mich daran erinnern, wenn es mal holprig wird. Modelle wie der gruppendynamische Raum sind mir Basis für mein Handeln geworden und gehören zu meinem Grundrepertoire bei der Annäherung in Gruppen und Teams, wenn es darum geht, herauszufinden, welchen Namen denn nun der Elefant im Raum hat, zum Beispiel wenn es um Macht und Einfluss geht.

Welchen Platz nimmt der Lehrgang in Deiner Weiterbildungsbiographie ein?

Zu guter Letzt möchte ich noch erzählen, dass es sich dadurch auch ergeben hat, dass ich mich in meinem Masterstudium in People and Organisation Development von 20018-2021 (in England) für den Themenblock Gruppendynamik engagiert habe und noch einmal sehr klar geworden ist, wie sehr ich von TOPS profitiert habe. Nicht nur bei den Themen, auch in der Arbeit mit meiner Themen- und Intervisionsgruppe hätte ich ohne TOPS-Erfahrungen mehr als einmal übers Aufgeben nachgedacht.