Interview mit Professor Ralf Gaus zu Leiten und Beraten

Als Sie bei TOPS die Weiterbildung zu "Leiten und Beraten von Gruppen und Teams" absolvierten, waren Sie schon Professor für Religionspädagogik. Welche Ziele verfolgten Sie damit?

Ich hatte verschiedene Motivationen für diese Ausbildung. Ich arbeite als Professor für Religionspädagogik im Studiengang Soziale Arbeit und wollte meine Kompetenz im Umgang mit Gruppen noch erweitern.

Daher gab es ein grundlegendes Interesse, Supervision zu erlernen. In der Auseinandersetzung nach welchem Ansatz und mit welcher Institution ich die Ausbildung machen wollte, kam ich auf die Gruppendynamik und TOPS.

Da ich eine Ausbildung in Themenzentrierter Interaktion habe und schon seit vielen Jahren in verschiedenen Kontexten mit Gruppen arbeite, war die Gruppendynamik ein Ansatz, den ich stärker verstehen wollte. Aus diesem Grund habe ich mich für die Ausbildung bei Tops entschieden.

Wie nehmen Sie die Wirkung Ihrer Weiterbildung in Ihrem Arbeitsumfeld wahr? Von welchen Lernerfolgen und von welchen neu erworbenen Fähigkeiten profitieren Sie?

Die bei TOPS dazugehörigen Intervisionen und Supervisionen haben mir geholfen, die Dynamiken in einer Gruppe und mich in meinen verschiedenen Arbeitsfeldern viel besser zu verstehen. Das hat mir neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten eröffnet.

Es fällt mir leichter, Gruppen zu „lesen“ und mich auf Prozesse und unvorhergesehene Situationen einzulassen, das kann in der Supervision sein oder auch in meiner Lehre. Darüber hilft es mir aber auch, bei der Beratung von Studierenden.  

Die Teilnehmenden kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen und Feldern. Wie haben Sie die intersektorielle Lerngruppe empfunden? Wofür war die Vielfalt wertvoll, wofür hinderlich?

Auf unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zu treffen, finde ich gerade das Spannende an einer Ausbildung. Es sind nicht nur die verschiedenen Branchen und Felder, sondern die grundlegende Diversität bereichert. Ich habe sehr viel von den anderen Teilnehmer:innen gelernt. Ich bin froh über die Gespräche in den Kursen, weil sie deutlich zur Erweiterung meines Horizonts und meiner Perspektiven beigetragen haben.

Davon profitiere ich auch jetzt in meinen Supervisionen. Zum einen habe ich Einblicke in Bereiche erhalten, in denen ich sonst nicht zu Hause bin. Zum anderen finde ich spannend, wie unterschiedlich Menschen dieselben Probleme zu lösen versuchen.

Wie haben die Weiterbildungen auf Ihre Selbstwahrnehmung in der Arbeit gewirkt? 

Die verschiedenen Arbeitsgruppen in der Ausbildung gaben mir die Möglichkeit, mich in verschiedenen Situationen zu erleben. Durch das Feedback aus der Gruppe konnte ich immer wieder mich selbst und meine Wahrnehmung abgleichen. Dadurch gewann ich für verschiedene Situationen Selbstsicherheit und Routine.

Was hat Ihnen in den Kursen Spaß gemacht? Wo bestand vielleicht eine Herausforderung?

Es klingt paradox: Meine größte Herausforderung waren die T-Gruppen. Über die Zeit konnte ich sie wirklich auch genießen und jetzt, nach der Ausbildung, vermisse ich sie sogar.

Wenn Sie jemand von einer Weiterbildung bei TOPS abraten wollten, was würden Sie demjenigen oder derjenigen erzählen?

Allen ist von der Ausbildung abzuraten, die sich nicht mit sich und anderen Menschen sowie der Dynamik zwischen ihnen auseinandersetzen wollen. Wer eh nicht gern mit Menschen zu tun hat, sollte sich Zeit und Energie sparen.

Der Trend geht zu kurzen Weiterbildungen. Wie fanden Sie die Dauer bei TOPS?

Zeit ist bei mir ebenfalls ein wichtiger Faktor. Am liebsten würde ich auch alles schnell lernen oder machen wollen. Gruppen zu leiten und zu führen, ist aber nicht nur eine methodische Frage, sondern vor allem eine der Persönlichkeit und der Haltung.

Persönlichkeitsbildung braucht jedoch Zeit. Das lässt sich nicht in ein paar kurzen Kursen „erledigen“. Ich habe rückblickend die Zeit in einer stabilen Gruppe als äußerst positiv dafür erlebt. Der Vorteil bei TOPS ist, dass man früh mit dem eigenen Supervidieren beginnt, so dass der Übergang von Ausbildung und eigener Tätigkeit fließend ist.  

Vielen Dank Professor Ralf Gaus!