Leiten und Beraten-Jubiläum: Interview mit Eva-Maria Rottach

Im Oktober startet der 20. Lehrgang unserer Weiterbildung Leiten und Beraten von Gruppen und Teams. Anlässlich dieses Jubiläums sprechen wir mit einer kleinen Auswahl der bisherigen 360 Absolvent:innen.

Heute sprechen wir mit Eva-Maria Rottach aus dem Lehrgang 11 (2006-2008), Diplompädagogin und Leiterin der Schwangerenberatungsstelle des SkF Landsberg am Lech. Im Moment absolviert sie unsere Aufbauweiterbildung und begleitet einige Teams im sozialen Bereich.

Wie siehst Du den Lehrgang und seine Wirkungen aus dem Abstand von heute?

Der Lehrgang hat in mir viele Prozesse angestoßen, die ich an vielen Stellen gut gebrauchen und auch weiterentwickeln konnte. Ich bewege mich haupt- und freiberuflich,und auch ehrenamtlich und privat sehr sicher in den verschiedensten Gruppen- und Teamkonstellationen. Vor allem in unsicheren (Anfangs-)Situationen oder in Konflikten kann ich gut auf die Metaebene schalten und die Dynamiken analysieren. Das Wissen, die persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse, die ich in der Weiterbildung mitnehmen konnte, waren mir gerade in den ersten Berufsjahren sehr hilfreich.

Wie ist Dir das Konzept des Lehrgangs in Erinnerung, gab es was Besonderes - im Guten, wie im Schlechten?

Für mich war es damals der erste Kontakt mit gruppendynamischen Trainings. Und das war schon ein Sprung ins kalte Wasser. Vor allem habe ich mir am Anfang mit der Rolle von Euch Trainer:innen schwer getan.  Und ich war sehr jung und unerfahren in solchen Settings - aus der Sicht von heute - das hätte ich damals sicher nicht zugegeben 🙂. Insgesamt waren aber vor allem die Trainings ein unglaublicher Schatz an Erfahrungen, die lange nachgewirkt haben. 

Ich erinnere mich aber auch an eine Situation, die ich als sehr ungerecht empfunden habe: als eine Cotrainerin (oder Teilnehmerin) keine Empfehlung bekommen hat. Das hat mich sehr mitgenommen und ich glaube ich habe es als eher intransparent empfunden.

Damals wie heute kann ich allerdings sagen, dass ich den Aufbau des Lehrgangs hochprofessionell fand. Ich war vor allem beeindruckt, wie gut durchdacht die Designs waren und wie der Lehrgang insgesamt durchgeführt wurde (angefangen vom Rahmen und der Struktur über klare und souveräne Leitungsrollen bis hin zu den Inhalten und der Literatur). Ich habe mir viel davon für eigene Veranstaltungen zum Vorbild genommen. Für mich war auch spannend aus welchen Arbeitsbereichen und aus welchen Teilen Deutschlands und der Schweiz die Teilnehmer:innen kamen. Eine runde Sache!


Hatte die Weiterbildung Auswirkungen auf Dein berufliches Handeln? Und wenn ja, welche?

Die Weiterbildung Leiten und Beraten von Gruppen und Teams ist mit unterschiedlichen Aspekten immer wieder in meiner beruflichen Vita aufgetaucht. 

Meine Grundhaltung, wie ich mit Gruppen arbeite und dass Gruppendynamik immer eine Rolle spielt und Beachtung finden sollte, habe ich seither nie mehr aufgegeben. 

Deutlich wurde mir damals auch (wahrscheinlich nicht zum ersten Mal aber sicher sehr intensiv), dass ich mich immer wieder mit mir selbst und meinen Emotionen auseinandersetzen muss/darf, um authentisch und wirksam sein zu können.

Vor allem den Workshop "Designs erstellen" (vielleicht hieß er auch anders) konnte und kann ich gut gebrauchen - Fragen wie: "Welche Zielgruppe habe ich vor mir? Welchen Inhalt will ich vermitteln? Mit welcher Methode kann ich den Inhalt mit dieser Gruppe in welcher Zeit sinnvoll bearbeiten?" sind seither Standard.

Und ich weiß, dass ich seit dem Lehrgang viel Spaß am Einsatz von Pinnwand, Moderationskarten und Flipcharts habe.


Welchen Platz nimmt der Lehrgang in Deiner Weiterbildungsbiographie ein? 

Der Lehrgang war die erste längere Weiterbildung, die ich absolviert habe und hat mir damals schon Lust auf mehr gemacht. Er hat in mir den Wunsch geweckt, irgendwann die Supervisionsausbildung zu machen. Schließlich war das Zertifikat von 2008 auch ein Teil der Voraussetzungen, die ich im Februar 2023 für den Einstieg in die Aufbauweiterbildung Supervision bei TOPS erfüllen musste. 


Gibt es Erinnerungen, die du/ Sie gerne teilst?

Viele meiner Erinnerungen haben mit den Teilnehmer:innen von damals zu tun. Die stundenlangen Spaziergänge in der Mittagspause, um das Gelernte wirken zu lassen, die "Ausflüge" zur Supervision nach Zürich mit Kaffeepause und Schweizer Schokolade kaufen im Migros, Geburtstagsfeiern mit Abendessen am Lagerfeuer im November und die vielen Abende im "Stübchen" in Erdweg, bei denen ich als junge berufstätige Mutter von 3 kleinen Kindern (am Beginn des Lehrgangs 7, 5, 1 Jahr alt) einfach nur die Gesellschaft und den wertvollen Austausch genossen haben. Ich glaube, ohne die Weiterbildung (und die damit verbundenen Auszeiten) hätte ich meinen Berufs- und Familienalltag sicher nicht so gut meistern können.