Allparteilichkeit, Neutralität

Das Ziel systemischer Beratung ist es, das Klientensystem anzuregen, eigene Lösungen zu finden. Eine wichtige beraterische Grundhaltung dazu ist die Allparteilichkeit oder Neutralität. In allen Fragen der Entscheidungsfindung oder der Bewertung behält der Berater/die Beraterin die eigene Präferenz zunächst für sich. Stattdessen thematisiert er oder sie die jeweilige Ambivalenz im Gespräch: „Welche Vorteile und Nachteile hätte es für Sie, wenn Ihr Problem plötzlich verschwände?“

Neutralität bedeutet also nicht, keine eigene Meinung, eigene Vorlieben, Ideen, Affekte zu haben, sondern lediglich, sich nicht selbst im System nur mit einer Partei oder einer Bewertung zu verbinden. Allparteilichkeit meint, dass der Berater/die Beraterin versucht, die unterschiedlichen Positionen im System zu verstehen, auch „ihre Partei zu ergreifen“ und je nach Situation diese auch im Gespräch zu unterstützen. Das Ziel ist dabei, latente Ambivalenzen besprechbar zu machen. Im strikten Sinne „neutral“ können Berater/innen zumindest aus gruppendynamischer Sicht nicht sein. Sie haben nicht zu allen Beteiligten die gleiche Beziehung und nehmen selbst wechselnde Positionen im System ein, über die sie nicht allein bestimmen.