Containment

Dem englischen Psychiater und Psychoanalytiker Wilfred R. Bion (1897–1979), der seine Spurensuche oft auf komplizierten Denkwegen verfolgte, gelang es, mit seiner Theorie des „Containment“ die Praxis der angewandten Psychoanalyse wie auch die der psychologischen Beratungsverfahren (Supervision) zu bereichern, sofern deren Anwender das analytische Wahrnehmen und die Beziehungsarbeit als bedeutungsvoll erachten. Bions Denken wurde von der Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882–1960) aufgenommen und weiterentwickelt, insbesondere in ihren Arbeiten zur Kinderanalyse („projektive Identifizierung“).

Worum geht es? Bion erkannte bei seiner analytischen Arbeit Folgendes: Wenn es ihm gelingt, zu seinen Patientinnen und Patienten eine von Wohlwollen getragene, haltende Beziehung aufzubauen, die als bindende Kraft wirkt – gerade weil sich in dieser Art Beziehung eine Haltung von Gunst, Gönnen und Gewähren Ausdruck verleiht –, finden jene Personen einen leichteren Zugang zu ihren verdeckten positiven wie negativen Gefühlen und Wünschen. Der Analytiker stellt sich quasi als innerer „Container“ (Behältnis) zur Verfügung, in dem er alles sorgsam aufbewahrt (engl. „to contain“), was seine Patientinnen oder Patienten ihm anvertrauen, sodass sie in träumerische Gelöstheit gelangen. Sie wissen das Aufbewahrte in sicherer Obhut, jederzeit kann es jederzeit wieder hervorgeholt werden, sofern es sich im analytischen Verlaufsprozess direkt oder indirekt darbietet.

Eine Analogie dieses Konzepts zur beraterischen und supervisorischen Arbeit drängt sich insoweit auf, als auch bei solcher Arbeit sowohl die positiven wie auch die negativen Emotionen oft im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Denn jener Behälter mit seinen rezeptiven Qualitäten bildet die Grundlage dafür, dass Emotionen wie Liebe, Hass, Neid und Konkurrenz, bezogen auf persönliche oder berufliche Beziehungsverhältnisse, in erkennendes Verstehen umgewandelt werden, um so zum abstrahierenden Denken zu gelangen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die aufgehobenen Inhalte im Container nach und nach verdaubar und auf der Handlungsebene vernünftige Modifizierungen möglich werden.